• 13. Mai 2019
Die Zeitreise der Klasse 7a ins Mittelalter

– Text: Frau Kupke mit Zuarbeit der Klasse, Fotos: Herr Schmidt, Frau Kupke, Uso Kaimazov, Nils Glunz, Michel Silinskij –

Im April 2018 erzählte uns Herr Lange von der Stiftung Weltethos (www.weltethos.org) , dass in Helfta ein Zisterzienserinnenkloster existiert und die dort lebenden Nonnen auch mit Schülern zu bestimmten Themen arbeiten. Da war die Idee einer Studienfahrt in das Kloster Helfta (www.kloster-helfta.de) geboren.
Ein Jahr später ging die Zeitreise unserer Klasse los.
Die An- und Rückreise war mit drei Mal umsteigen (Stralsund, Berlin, Halle) schon etwas beschwerlich – aber eine schöne Einstimmung auf unsere Reise ins Mittelalter. Auch der von Schwester Sandra geführte Fußmarsch vom Bahnhof Eisleben zum Kloster durch den Ort Helfta war dafür hervorragend geeignet. Die ungepflasterten Wege hat nicht jeder Koffer unbeschadet überstanden.
Anschließend waren wir sehr positiv überrascht von den Zimmern des Gästehauses. So viel Komfort hatten wir nicht erwartet und waren es nach der letzten Klassenfahrt auch gar nicht gewohnt – einfach super ausgestattet, ebenso die Teeküchen auf den Etagen oder die Küche für unsere Selbstversorgung. Letzteres war auch kein Problem: einkaufen, Tisch decken und wieder aufräumen haben wir ohne Schwierigkeiten hinbekommen.
Einen ersten Eindruck vom Klosterleben gab uns Schwester Sandra noch am gleichen Abend. Viele Fragen der Schüler beantwortete sie geduldig. Viel Wert legte sie auf die Ergänzung von „ora et labora“ zu „ora et labora et lege“ – „bete und arbeite und lies“. Der Besuch des letzten Gebetes war für die Schüler sehr neu und ungewohnt. Sie haben aber vorbildliche Manieren gezeigt – was den Schwestern sehr positiv aufgefallen war. Dickes Lob an die Klasse 7a von ihrer Klassenleiterin!
Am Dienstagmorgen durften wir 6.00 Uhr am Morgenlob teilnehmen. Da fiel es den Schülern schon schwerer, bei dem Gesang der Schwestern nicht einzuschlafen. Aber auch die 30 min haben sie, ohne von der Bank zu fallen, miterlebt (zum Glück gab es Mitschüler, die neben einem saßen).
Nach einem Frühstück wurde die Klasse in drei Gruppen eingeteilt:
1. Küche mit Schwester Gertrud: sie haben unser Mittag (Nudeln mit Tomatensoße à la Kloster Helfta) vorbereitet und Walnussbrot gebacken,
2. Bauen mit Schwester Sandra: Herstellen eines Fundamentes mit mittelalterlichen Werkzeugen
3. Lesen von Texten zu verschiedenen Aspekten der Frau im Mittelalter und Vorbereiten eines Minivortrages anhand von selbstgezeichneten Bildern. Die Lesegruppe wurde anschließend von Schwester Mechtild mit ins Labyrinth genommen. Während wir still das Labyrinth gelaufen sind, hat uns Schwester Mechtild mit Fragen konfrontiert, z.B. Was möchtest du im Leben erreichen? Wer sind die wichtigsten Menschen in deinem Leben? Was brauchst du in deinem Leben? Wem vertraust du?
In der Mitte des Labyrinthes angekommen konnten wir all unsere neuen Fragen über das Leben in einem Kloster an Schwester Mechtild stellen.
Schwester Sandra hat für uns das Mittagessen nach klösterlichen Vorbild zelebriert, d.h. es waren bestimmte Aufgaben an einzelne Schüler verteilt. Wir nahmen schweigend und der Vorlesenden zuhörend unsere Nudeln mit Tomatensoße ein. Dies war schon nicht einfach. Einmal nicht reden dürfen!
Nach einer Pause und Freizeit für die Schüler wanderten wir mit Schwester Sandra in die nähere Umgebung von Helfta. Es gab dort eine kaiserliche Pfalz, die mit viel Phantasie noch zu erahnen war. Mit unter sind wir quer Feld ein gelaufen. Halt so richtig mittelalterlich. Da kann auch schon einmal ein Handy verloren gehen – wurde aber im Grünen wiedergefunden.
Nach unserem Abendbrot haben wir die kleinen Vorträge der Lesegruppe und auch einen kleinen Vortrag über eine andere große Religion – dem Islam – gehört und das in einem katholischen Kloster. Alle Achtung vor so viel Toleranz.
Es war ein anstrengender Tag für alle.
Mittwoch sind wir zweimal nach Eisleben ( mehr als 3 km) gelaufen.
Am frühen Nachmittag konnten wir eine pädagogische Führung im Geburtshaus Luthers (www.martinluther.de/de/unsere-museen/luthers-geburtshaus) erleben . Die Klasse hat mit einer kurzweiligen Museumsführung die Lebenssituation des ausgehenden Mittelalters und der Familie Luder (Luthers eigentlicher Name) erfahren. Ganz mittelalterlich schrieben die Schüler mit Feder und Dornentinte ihre Gedanken zum Begriff Freiheit auf. Eine super Idee war: „Freiheit ist für mich, dass ich alles machen kann, was ich darf. “
Danach ging es für die Schüler noch einmal auf eine kleine Stadtrallye, bei der sie insgesamt 7 Fragen zu Eisleben und Luther beantworten mussten.
Glücklicherweise haben wir eine Busverbindung aus der Stadt zurück zum Kloster Helfta gefunden, so dass wir zurückfahren konnten.
Denn bereits kurz nach dem Abendbrot sind wir erneut zu Fuß ins Zentrum von Eisleben gelaufen, um eine abendlichen Stadtführung zu erhalten. Ein sehr jugendlich orientierter Stadtführer von der Touristeninformation hat kurzweilig über die Besonderheiten von Eisleben und Luther berichtet. Die Schüler konnten einige Punkte aus der eigenen Stadtrallye wiederentdecken, was sie toll fanden. Die St. Andreaskirche hatten wir ganz für uns allein.
Zwei Besonderheiten waren mit der Touristeninformation abgesprochen. In der Kirche war für uns ein regionales Getränk bereitgestellt und danach ging es mit richtigen Fackeln, ohne dass irgendjemand angebrannt wurde, durch das abendliche Eisleben zur St.Petri-Pauli-Kirche. Diese Kirch ist etwas Besonderes! In ihr ist eine ganz tolle Atmosphäre und ein Ganzkörpertaufbecken.
Mit dem letzten Bus fuhren wir wieder nach Helfta, um kurz vor 22 Uhr im Gästehaus anzukommen.
Dann hieß es auch schon wieder Sachen packen und Zimmer aufräumen. Ein Schüler wollte unbedingt ein besonderes Andenken an Helfta mitnehmen – den Schlüssel seines Zimmers. Aber der Hausmeister hat ihn dann doch wiederbekommen.
Die Studienreise haben wir uns bei der Heimreise eine Stunde verlängert, da wir in Berlin zu früh ausgestiegen waren. Berlin-Südkreuz ist leider nicht der Hauptbahnhof. Letztlich waren wir 17.30 Uhr wieder in Bergen angekommen. Die Reise war anstrengend, aber einzigartig gelungen.
Ich möchte mich an diese Stelle ausdrücklich bei Herrn Lange für die Idee und den Kontakt zum Kloster, bei Schwester Sandra für die geduldige Betreuung im Kloster und bei Herrn Schmidt für die tolle Begleitung der Fahrt bedanken.

Kristin Kupke
(Klassenleiterin der Klasse 7a)